Eine Sportart für Teamplayer und gute Taktiker
Zehn aktive Mitglieder zählt die Mannschaft des Rollstuhlrugby-Teams der Behinderten-Sport-Gemeinschaft (BSG) in Meppen. Derzeit suchen sie weitere Mitstreiter für die actionreiche und anspruchsvolle Sportart.
Mit hoher Geschwindigkeit fährt Gerrit Riedemann mit seinem Rollstuhl auf einem abgegrenzten Feld in der Sporthalle des Windthorst-Gymnasiums Meppen. Auf seinem Schoß liegt ein Volleyball. Der Rollstuhl sieht ein wenig so aus, als käme er aus einem Science-Fiction-Film. Die Räder haben Schutzschilde. Am vorderen Teil sind wuchtige Stoßstangen montiert. Die sind auch nötig, denn bevor Riedemann das Ziel, eine acht Meter lange Durchfahrt am Ende des Spielfeldes erreicht, wird er von Laura Mescher in voller Fahrt gestoppt. Sie rammt ihn mit ihrem Rolli und blockiert die Weiterfahrt. Riedemann wirft daraufhin den Ball zu seinem Mitspieler Daniel Gerwin, der einige Meter weiter ebenfalls auf die Ziellinie gefahren ist. Der kann den Ball fangen und manövriert geschickt Holger Schnieder aus, der versucht, Gerwin aufzuhalten. Doch der Einsatz kommt zu spät. Gerwin fährt über die Ziellinie und punktet für seine Mannschaft. Wer beim Rollstuhlrugby zuschaut, gewinnt schnell den Eindruck, dass dieser Sport nicht für zarte Gemüter ist. Es kracht laut, wenn die Rollstühle ineinander fahren.
Auch die zahlreichen Macken und Dellen am Rollstuhl und an den Stoßstangen zeigen, dass es beim Rollstuhlrugby ordentlich zur Sache geht. Um für Schutz zu sorgen, sind nicht nur die Rollstühle entsprechend ausgestattet. Die Spieler tragen zusätzlich Handschuhe, die sie mit Tapeband umwickelt haben. „Das ist auf jeden Fall etwas sicherer“, sagt Riedemann mit einem Augenzwinkern. Eine ernsthafte Verletzungsgefahrt bestehe aber nicht. „Die Rollstühle bieten sehr guten Schutz“, erklärt er.
Rund 10.000 Euro kostet ein solcher Spezialrollstuhl. Zwei dieser Spezialanfertigungen hat der Verein, ein weiterer ist von der Krankenkasse genehmigt. Der Rest wurde vom Deutschen Rollstuhl-Sportverband ausgeliehen. Die Spieler wählen zwischen einer offensiven und einer defensiven Variante. Die Offensivspieler haben einen Rollstuhl, der mit einer runden Stoßstange ausgestattet ist.
Die Spieler der Defensive haben zusätzlich noch einen Metallaufsatz am Vorderteil des Rollstuhls, mit sie den gegnerischen Rollstuhl blocken und „festhalten“ können.
Gespielt wird beim Rollstuhlrugby nach einem festen Regelwerk. Alle Beteiligten haben eine Einschränkung an mindestens drei Gliedmaßen. Vier Spieler pro Mannschaft treten auf einem Spielfeld gegeneinander an, das die reguläre Größe eines Basketballfeldes hat. Gespielt wird mit einem Volleyball. Der muss spätestens nach zehn Sekunden gedribbelt oder abgespielt werden. Wenn ein Spieler mit dem Ball die acht Meter breite Torlinie überquert, gibt es einen Punkt. Der Ball muss dabei unter der Kontrolle des Spielers sein. Geblockt wird nur mit dem Rollstuhl. Körperkontakt ist verboten. Taktik ist im Spiel ebenso wichtig, wie das sportliche Können. Derzeit trainiert Gerrit Riedemann das Rugby-Team des BSG Meppen, das im Übrigen nicht nur aus Emsländern besteht. Einer der Spieler reist für das Training in Meppen sogar aus Emden an. Riedemann hat schon in Oldenburg, Groningen und während seiner Studienzeit in Bremen beim TSG Achim Rollstuhlrugby gespielt. Nach seiner Rückkehr ins Emsland wollte er damit weitermachen. Bei der Behidnerten-Sport-Gemeinschaft (BSG) Meppen gründete er die Abteilung Rollstuhlrugby schließlich im Jahr 2020. Mit Laura Mescher ist auch eine Frau dabei. Die 18-jährige wird von ihrem Vater Jens Mescher begleitet, der mittlerweile das Team auch organisatorisch unterstützt. „Jens hilft wo er kann und ist für unser Team sehr wichtig“, betont Riedemann. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Mannschaft zunächst wenig Zeit, um zu trainieren. „Das ändert sich aber seit einigen Monaten. Wir kommen hier einmal in der Woche zusammen und alle sind mit viel Ehrgeiz dabei“, sagt Riedemann. Unter anderem waren Gerrit Riedemann und Laura Mescher schon in Frankfurt für eine Weiterbildung. Im Dezember steht das erste größere Turnier in Rheinsberg an. Bald wollen sie auch im Ligabetrieb starten. „Für mich ist es ein guter Ausgleich vom Alltag und eine sportliche Herausforderung“, sagt Riedemann. Er würde sich wünschen, dass das Team weiterwächst und sich neue Mitglieder der Mannschaft anschließen. An dieser Sportart Interessierte können sich bei der BSG-Meppen per E-Mail unter info@bsg-meppen. melden. Alternativ können sie auch das Projektteam InduS Emsland unter Tel. 05952-940106 oder per E-Mail an info@ksb-emsland.de kontaktieren. Hier werden Menschen mit Behinderung außerdem zu weiteren inklusiven Sportmöglichkeiten im Emsland beraten.
Quelle: EL-Kurier (Heinrich Schepers)